Meine Erinnerungen

Es ist erstaunlich wie die Zeit verrinnt. Hardware kam und ging. Manches verschwand in der Versenkung. Aber an manches erinnert man sich noch heute.

Dies ist eine Auflistung genau solcher Dinge. Ich denke, dem einen oder anderen werden beim Lesen auch ähnliche Erinnerungen hochkommen.

  • Mein Pentium 133 diesmal von Grund auf Marke Eigenbau. Nicht, daß die Teile alle neu waren, der Rechner wurde halt selbst zusammengestellt aus vorhandenen und gebraucht gekauften Einzelteilen und über die Zeit immer weiter ausgebaut.

    Meine voller Stolz gekaufte Seagate Medalist mit einer unbeschreiblichen Kapazität von 4GB. Mein P55C-taugliches Mainboard, das sogar USB hatte. Damit war ich einer der ersten, die USB hatten. Unnötig zu sagen, daß die Anschlussleiste nur nach hinten gelegt wurde, damit USB da ist. Geräte gab es damals entweder keine, oder man brauchte sie nicht. Und zum Schluß noch mein Prachtstück: Meine NVidia Riva 128 mit 4 MB Graphikspeicher.
    Auf meiner ersten LAN wurde die natürlich ausgetestet. Midtown Madness 2 fing an unspielbar langsam zu werden, sobald Häuser nach dem Verlassen der Autobahn zu sehen waren. Und Heavy Metal F.A.K.K. 2 als Demo, damals ein neues Spiel, überforderte mein System dann gänzlich. Trotzdem war ich nie wieder so stolz auf ein System wie auf dieses, das später nur einen AMD K6-200 statt dem Pentium 133 verpasst bekam.

  • Ich weiß nicht, was mich geritten hatte, aber ich habe mir Windows 98, es muss 1999 gewesen sein, zum irrwitzigen Preis von 90 EUR geholt.

    Auch damit viele Erfahrungen gemacht. Z. B. den Komandozeilenschalter ausfindig gemacht um die Hardwareprüfung zu umgehen. So bekam ich es auf jedes 32-Bit System gewürgt. Auch auf einen ungekühlten 486 DX2 66 bei einem Freund. Es dauerte Stunden und auf der CPU konnte man Spiegeleier braten...
  • Wirklich Spaß machte es erst als ich Windows NT4 von einem Freund meines Vaters bekam. Endlich machte ein Windows mal Spaß. Ich liebe heute noch den An- und Abmeldeton. Es war stabil, logisch aufgebaut und rein für den Produktiveinsatz konzipiert. Seitdem gab es Windows 98 nur noch auf einer Partition zum Zocken.

  • Im Jahr 2000 gehörte ich dann, nach einem Jahr zeitbasierter Abrechnung, zu den ersten Flatrate-Kunden der Telekom. Damals kostete sie noch 70 DM. Es war mit Modem- oder ISDN-Einwahl.

    Endlich surfen so viel man wollte. Vorrausgesetzt mein Vater hat nicht ins Modem gesprochen.

    ISDN sei Dank war dies aber nach ein paar Monaten gegessen und brachte obendrauf noch einen unglaublichen Geschwindigkeitszuwachs. Man konnte im RAS-Monitor sehen, wie bei ISDN keine oder nur marginale Übertragungsfehler auftraten, was bei Modems permanent der Fall war. Dazu gehörte als ISDN-Karte meine AVM A1. Eine aktive ISDN-Karte. Perfekt. Nie wieder etwas besseres in der Hand gehabt.

    Mit der Flatrate einhergehend kam auch die Einrichtung eines Proxy-Servers. Anfangs der Jana Proxy. Internet auf allen Rechnern gleichzeitig! Wie es meinem Standard entsprach! Auch bei den Eltern einer Freundin eingerichtet. Die trauten ihren Augen nicht, daß auf einmal beide über eine Verbindung ins Netz kamen.

  • Zusammen mit dem Internetzugang kam auch das Regenbogenweb von Radio Regenbogen. Dort lernte ich viele Personen kennen, die mich über Jahre und auch bis heute begleitet haben.

  • Alltheweb.com war eine Meta-Suchmaschine. In Zeiten, als Google und andere Suchmaschinen noch in den Kinderschuhen steckten, fand diese Suchmaschine Dinge, an der sich andere Suchmaschinen die Zähne ausbissen.

  • Windows 2000 Advanced Server. Das beste Windows, das die Redmonder jemals herausgelassen hatten. Mit damals 10.000 DM für eine Lizenz allerdings wohl auch das bis dahin teuerste. Mit der Leistung, die dieses System nach einer kleinen Umstellung als Workstation brachte, konnte man mit 2000 Professional kaum noch leben.

  • DSL: Dazu braucht man nicht viel sagen. 768 kbps statt 64 kbps. Als dann irgendwann die NAT-Router aufkamen und jeder Rechner fast alles im Internet machen konnte war die Online-Welt perfekt.

  • Das Grauen war bunt und hatte einen Namen: Windows XP. Es hat Jahre gedauert, bis ich diese grauenhafte Oberfläche akzeptieren konnte. Allerdings war sie immernoch schneller als das klassische Design bei XP.

  • Mein erster PowerMac. Es war ein G3 Blue&White 450 MHz. Zum Spottpreis bekommen. Es war irgendwas zwischen 100 und 190 EUR. Als mir die CPU durchgebrannt ist, weil das Wärmeleitpad defekt war tat das richtig weh. Gebraucht-CPU bei Old McMilt in den USA zu bezahlbarem Preis bekommen und für bedeutend bessere Kühlung gesorgt.

  • Mein erster Laptop. Ich habe mir einen Laptop immer gewünscht, sie waren aber bis dahin noch unbeschreiblich teuer. Um die 3000 DM herum. Es muß wohl die Zeit der zweiten Leasing-Rückläufer und der Gebraucht-Geräte gewesen sein. Die Pentiums wurden endlich bezahlbar.

    Ich rang mich also dazu durch mir einen gebrauchten Toshiba Tecra Pentium 150 zu holen. Wie Murphys Gesetz so spielt bekam ich wenige Tage später einen Pentium II für die Hälfte. Und auf der Suche nach einem Netzteil einen Pentium 3 mit defektem Display (aus Komponentensicht fast baugleiches Thinkpad wie der Pentium II) für lächerliche 65 Euro. Wobei man erwähnen sollte, daß bei dem PII und PIII Freundschaftspreise für Bastler-Stammkunden galten.

    Das sind wieder die Momente, in denen man Matrix zitieren kann: Fate, it seems, is not without a sense of irony.

  • Mein PowerMac G4. Ich stand mal wieder im Computerladen in Heilbronn, man kannte mich dort als Bastler-Stammkunden. Ich fragte, was soll denn der Mac kosten. Antwort: Der ist fast leer, das ist nur noch Hauptplatine, CPU, Netzteil und Gehäuse. OK - und was soll er nun kosten? - 40 EUR. So schnell konnten die gar nicht gucken, wie ich mein Portemonnaie gezückt hatte. Gleich als ich Zuhause war wurden alle passenden RAMs aus anderen Rechnern und eine Graphikkarte umgebaut sowie Festplatte und DVD-Laufwerk eingesetzt. Dann wars ein G4 450 mit 860 MB RAM.

Es war eine spannende Zeit seit damals. Es wurde Mist gekauft, weil es für eine Errungenschaft gehalten wurde. Das Internet war noch im Wachstum begriffen. Es gab noch BTX und Compuserve. AOL ging nur mit der eigenen Software und wurde gemieden. Man hatte SCSI-Geräte und fühlte sich wie ein Profi.

Nur meinen Nachnamen als Domain hätte ich mir sichern sollen. Aber wer konnte damals schon ahnen, was das Internet in wenigen Jahren für eine Bedeutung haben wird?

Ausserdem ist es überraschend zu sehen, daß die ein oder andere Idee von mir doch Marktpotential hatte:

Meine alte Idee einer Kommunikationsplatform mit Realnamen. Allerdings hätte ich es definitiv anders gebaut als Facebook. Es hätte zuerst das Chatten als Schwerpunkt gehabt und sich wahrscheinlich in die gleiche Richtung wie StudiVZ entwickelt.

Oder meine andere Idee, die Haustechnik durch kleine über das Netzwerk verteilte Steuereinheiten regeln zu lassen. Heute wohl tatsächlich massentauglich, wird es doch sogar von RWE vermarktet.